Zum vierten Mal findet vom 19. bis 25. Juli mit der „Silk City Gallery“ ein Streetart-Projekt im Rahmen des Krefelder Perspektivwechsels vom Stadtmarketing Krefeld unter Leitung von Frederike Wouters statt. Im Mittelpunkt: das Seidenweberhaus.

Dreimal haben sie es bereits getan. Der Startschuss fiel 2015 am Hülser Berg mit der „Wood Art Gallery“, 2017 gefolgt von der „Rhine Side Gallery“ am Uerdinger Rheinufer und zum dritten Mal 2019 mit der „Down Town Gallery“ in einer Bunkeranlage an der Hansastraße. In diesem Fall sind aber aller guten Dinge nicht nur drei, sondern die Krefelder:innen dürfen sich im Rahmen des Krefelder Perspektivwechsels vom Stadtmarketing Krefeld in diesem Jahr auf ein viertes Streetart-Projekt freuen: die Silk City Gallery.

Wenn Claire Neidhardt, Leiterin des Stadtmarketing Krefeld und Frederike Wouters, künstlerische Leiterin der Veranstaltungsreihe, auf die letzten Jahre der Krefelder Gallery-Geschichte zurückblicken, fällt auf, wie gut die urbanen Räume durch die Reihe erlebbar gemacht wurden: „Die Rhine Side Gallery hat zum Beispiel das Potenzial des Areals offenbart und dafür gesorgt, dass auch nach Beendigung des Projekts eine Weiterentwicklung stattfand“, beschreibt Claire Neidhardt. Durch Sandaufschüttungen, Biertische und die vielen verschiedenen Kunstwerke ist ein Ort mit Aufenthaltsqualität entstanden, an dem auch in Zukunft noch viel geplant ist, wie die Leiterin des Stadtmarketings verrät: „Gerade entstehen dort Beete zur Bepflanzung, und auch ein Beachvolleyballplatz ist noch in Planung.“ Aber auch die Wood Art Gallery sei nach wie vor ein gefragter Ort für Spaziergänger:innen und Kunstfans, erzählt sie: „Es ist spannend zu gucken, wie sich die Natur die Location zurückerobert hat.“ Mit der Down Town Gallery in einer alten Bunkeranlage an der Hansastraße wurde 2019 zudem ein Ort für die Projektreihe gewählt, der von großer historischer Bedeutung war: „Die Gestaltung war für die Streetart-Künstler:innen damals sehr spannend und anregend“, erinnert sich Frederike Wouters.

Soziale Plastik: Eine Leinwand aus Beton

Die Idee, dieses Jahr das Seidenweberhaus als Veranstaltungsort der Silk City Gallery zu nutzen, kam vom Stadtmarketing. Die Verknüpfung des Kunstprojektes mit Beuys fiel wiederum der künstlerischen Leiterin bei einem Diskussionsforum vom Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein und des Kulturbüros der Stadt Krefeld zum Thema Joseph Beuys mit Magdalena Holzhey und Professor Erik Schmid im November 2019 ein. „Während der ,Design Discussion‘ wurde mir die Nähe unserer Streetart Bewegung zu einigen Grundideen von Beuys klar“, erklärt Wouters und fügt hinzu: „Mit der künstlerischen Transformation des Seidenweberhauses regen wir, gemäß Beuysˊ Begriff der Sozialen Plastik, Künstler und Passanten zu einer Mitgestaltung der Gesellschaft an.“ Das, was die Streetart-Künstler:innen tagtäglich in ihrer Arbeit umsetzen, passe perfekt in den Beuysˊschen Kosmos, findet sie: „Wir rütteln die Menschen mit unserer Arbeit auf und fordern sie, über die Kunstwerke und ihre Bedeutung, oft auch über sich selbst, nachzudenken. Wir gestalten nicht nur ‚schöne‘ Motive, sondern auch solche, die zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und sozialen Fragestellungen einladen. Ganz im Sinne von Beuys werden durch unsere künstlerische Intervention starre Dinge durch einen warmen, Gedanken anregenden Prozess inmitten in unserer Gesellschaft verflüssigt und mitgestaltet.“

Claire Neidhardt, Leiterin des Stadtmarketing Krefeld und Frederike Wouters, künstlerische Leiterin der Veranstaltungsreihe
Claire Neidhardt, Leiterin des Stadtmarketing Krefeld und Frederike Wouters, künstlerische Leiterin der Veranstaltungsreihe

Abschied von einer Hass-Liebe

Letzten Endes ist die Kunstaktion zugleich auch ein Abschied von einem Gebäude, das viele Jahre lang nicht nur mit Krefeld eng verknüpft war, sondern auch viel Raum für Diskussionen bot, erklärt Claire Neidhardt. Mit dieser letzten geplanten Gallery im Rahmen des Krefelder Perspektivwechsels möchte das Stadtmarketing einen gelungenen Schlusspunkt für die Reihe setzen, der zudem für die Bürger:innen eine Möglichkeit zum Abschiednehmen bietet. „Die einzige Bedingung an die Künstlerinnen und Künstler innerhalb des Projekts war immer die Auseinandersetzung mit dem Projektort. Es soll eine Verbindung zwischen ihnen und dem Ort entstehen“, erklärt Neidhardt und fügt rückblickend hinzu: „Genau dieses Zusammenspiel konnte man in den letzten Gallerys auch genau beobachten. Man konnte ablesen, wie die Gedanken der Künstler:innen entstanden sind und wie der Ort und seine Identität mit ihnen verschmolzen ist.“

Kreative Entladung: Im Juli wird es bunt

Ab dem 19. Juli werden insgesamt 30 Kreative Teil dieser Symbiose. Neben vielen Streetart-Künstler:innen, die bereits in den letzten Jahren mitgestaltet haben, stoßen in diesem Jahr auch einige neue Gesichter zum Team dazu – zum Beispiel eine Theatermalerin aus Krefeld und eine bekannte Muralistin aus den Niederlanden. „Das Seidenweberhaus, verstanden als ein lebendiger, sich verändernder Organismus, der bald abgerissen wird, bietet spannende Ansätze für die kreative Auseinandersetzung“, erklärt Frederike Wouters „Insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen in vielerlei Hinsicht eine Art ‚Notzustand‘ herrscht, entfacht die Situation ein enormes kreatives Potenzial, für dessen Möglichkeit zur Freisetzung die Künstler:innen unglaublich dankbar sind: Sie lechzen förmlich danach, wieder aktiv werden zu können. Und umso mehr freut es mich, dass wir auch in diesem Jahr wieder eine Gallery gemeinsam gestalten dürfen.“ Geplant ist im Rahmen der Silk City Gallery auch eine „Design Discussion“ vor Ort, die aber den aktuellen Bestimmungen aufgrund der COVID19-Pandemie unterliegt.


Silk City Gallery
Mo, 19.7.2021 – So, 25.7.2021
Seidenweberhaus, Theaterplatz 1, 47798 Krefeld
Infos: www.krefelder-perspektivwechsel.de/projekte/2021

Über den/die Autor/in: Sarah Weber

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Tags: , , , , , 0 Kommentare on Beuys goes Street.Veröffentlicht am: 4. Juni 2021Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023834 WörterGesamte Aufrufe: 337Tägliche Aufrufe: 14,2 Minuten Lesezeit

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