Mit dem Klaviergruppenunterricht an Grundschulen erfüllt sich die Musikschule Krefeld einen Herzenswunsch. Ermöglicht wurde dies auch durch den Klavierproduzenten Kawai.

„Hallo Leute, aufgewacht! Hier wird Rhythmus heut‘ gemacht!“ Strahlende Augen, die von einem breiten Lächeln unter der notwendigen Maske erzählen, fünf Paare mittelgroßer Hände, die mit einer Body Percussion den eigenen Sprechgesang begleiten, aufgeweckte Zweitklässler:innen, die mit Körperspannung voll bei der Sache sind – und das alles morgens um Viertel nach acht?! Wo man eigentlich stilles Gähnen und müde Kinder erwarten könnte, sind gute Laune und enorme Neugierde angesagt. Schließlich beginnt der Schultag heute nicht mit Rechnen, Schreiben, Lesen, sondern mit Klavierunterricht.

Moment mal, Klavierunterricht? Sind das nicht vermeintlich elitäre Einzelstunden, in denen das Kind mehr oder minder respektvoll, vor 88 schwarzen und weißen Tasten sitzend, das kleine Einmaleins der Musik erlernt? Ja, das stimmt. Auch! Denn in der Klavierdidaktik ist seit geraumer Zeit auch der Unterricht in kleinen Gruppen von Erfolg gekrönt. Und das nicht nur in den altehrwürdigen Hallen der Musikschule, sondern unter anderem in Schulen. So auch in Krefeld. „Seit nunmehr 15 Jahren verstehen wir uns als Bildungspartner für schulische und vorschulische Bildung“, erläutert Musikschulleiter Ralph Schürmanns und fährt fort: „Zunächst wurden an Grundschulen, später auch in Kindertagesstätten, erste elementare Musikerfahrungen ermöglicht. Das war gewissermaßen der Eisbrecher, in dessen Fahrwasser langfristige Zusammenarbeiten mit Schulen für Instrumental- und Gesangsunterricht vor Ort entstanden.“

Mit dem Klaviergruppenunterricht an Grundschulen erfüllt sich die Musikschule Krefeld einen Herzenswunsch. Ermöglicht wurde dies auch durch den Klavierproduzenten Kawai.

Das stadtbildprägende Haus Sollbrüggen an der Uerdinger Straße ist inzwischen zur Zentrale für über 50 Standorte der Musikschule Krefeld geworden, und durch die Kooperationen werden gut anderthalbmal so viele Menschen erreicht wie vor Ort in Bockum. „Nach und nach konnten wir die Auswahl der Instrumentalfächer ausbauen, die wir den Grundschulen anbieten. So konnten die musikkulturelle Bildung ständig ausgeweitet und für tausende sozial benachteiligte Kinder dank zahlreicher Spenden sogar kostenfreie Angebote ermöglicht werden. Das ist unser wichtigster Beitrag, den wir für mehr Bildungsgerechtigkeit leisten können. Tatsächlich fehlte uns nur noch das Fach Klavier“, betont der Musikpädagoge und bringt uns damit zurück in den morgendlichen Gruppenunterricht.

Geteilte Freude am Klavier

Seit Beginn des laufenden Schuljahres stehen zwei Tasteninstrumente in der alten Mensa der Geschwister-Scholl-Schule in Oppum, um an drei Morgen von insgesamt 15 Schüler:innen in Fünfer-Gruppen geweckt zu werden. Barbara Rojan, Diplom-Musikerin und Instrumentalpädagogin, leitet den eifrigen Nachwuch fachkundig an: „Lasst uns zuerst das Lied auf unserem Beinklavier spielen“, fordert sie die Kinder auf, woraufhin diese gleichzeitig ihre Finger auf ihre Oberschenkeln tippen und dabei schon auf die korrekte Handhaltung achten. Freiwillige vor!“ Wer traut sich als erstes, das Beinklavier durch ein echtes Instrument auszutauschen? Von Hemmungen, Berührungsängsten oder Unbehagen sind nicht einmal Spuren zu erahnen; den Kindern kommt die Gruppendynamik aus ihrem vertrauten Klassenverband zugute. Und so spielen alle nacheinander, aber auch zusammen, verteilt über die Oktaven. Dabei sind sie so sicher, dass sie sich auch von Barbara Rojans Begleitstimme nicht aus dem Takt bringen lassen. „Der Gruppenunterricht am Klavier ist mir eine Herzensangelegenheit“, verrät die Fachbereichsleiterin der Abteilung Tasteninstrumente der Musikschule Krefeld, die bereits ihre Diplomarbeit über diese besondere Form des Unterrichts geschrieben hat. Dass das Klavier als letztes Instrument im Rahmen des MUKE („Musik und kulturelles Engagement“)-Programms der Stadt Krefeld seinen Weg in die Schule gefunden hat, lag an der Frage nach Leihinstrumenten für Kinder, die zuhause kein eigenes Klavier haben. Dank einer großzügigen Spende sowie durch Unterstützung des Fördervereins der Musikschule und des in Krefeld ansässigen Unternehmens Kawai konnte diese nun geklärt werden, sodass alle 15 Kinder auch außerhalb der morgendlichen Klavierstunde nach Herzenslust Klänge erforschen und ihre Fingerfertigkeiten schulen können.

Unterricht für tausende Kinder

„Ohne die enorme Unterstützung aus Bürgerschaft und Wirtschaft, auf die die Musikschule sich stets verlassen konnte, hätten wir Projekte wie diese nicht realisieren können“, betont Ralph Schürmanns. Insbesondere diejenigen Schüler:innen zu erreichen, deren Familien nicht in der Lage seien, privaten Musikunterricht zu ermöglichen, habe dabei im Fokus aller Beteiligten gelegen, ebenso die damit einhergehende Entwicklung innovativer Unterrichtskonzepte. Auf diese Weise kamen im Laufe der Jahre tausende Kinder in den Genuss eines musikalischen Bildungsangebotes. „Allein an der Geschwister-Scholl-Schule erlernt ein Drittel der Zweitklässler:innen über uns ein Instrument, und unser Plan ist es, gerade den Klaviergruppenunterrichts auch auf andere Grundschulen auszuweiten“, ergänzt Barbara Rojan. Schaut man sich die zufriedenen Kinder an, die nach 45 Minuten purer Freude am Musizieren ausgeglichen in den Regelunterricht starten, ist es mehr als wünschenswert, dass dieser Plan umgesetzt werden kann.

Musikschule der Stadt Krefeld
Uerdinger Straße 500, 47800 Krefeld
Telefon: 02151/64422-0
musikschule@krefeld.de
www.musik.krefeld.schulen.net


KAWAI Marketingleiter Philipp Potz
KAWAI Marketingleiter Philipp Potz

Vier Fragen an KAWAI

Klaviere aus dem Hause KAWAI stehen seit nahezu einem Jahrhundert für technische Innovation und Klanggenuss von Spitzenqualität. Seit 1990 befindet sich der Europasitz des japanischen Produzenten im Krefelder Europark Fichtenhain. Philipp Potz verantwortet für KAWAI Europa GmbH das Marketing und war zuvor künstlerischer Leiter verschiedener Projekte des Klavierbauunternehmens.

KAWAI steht nicht nur für ausgezeichnete Instrumente, sondern auch für sein Engagement auf dem Gebiet der Nachwuchsförderung. Wie sieht das aus?

Unser „Pianist Support Program“ kümmert sich intensiv um die Förderung junger nationaler und internationaler Talente. Wir helfen dort, wo es für die jungen Pianist:innen am wertvollsten ist und organisieren unter anderem CD-Aufnahmen, mediale Schulungen, Klavier-Meisterkurse und Konzerte in Spielstätten weltweit.

Durch den Firmensitz in der Seidenstadt bereichert KAWAI das hiesige kulturelle Leben enorm. Bei welchen Gelegenheiten können Ihnen Krefelder:innen begegnen?

In erster Linie bei den „KAWAI Konzerten“ und bei den „Krefelder Internationalen Klaviermeisterkursen“. Bei den KAWAI Konzerten präsentieren wir unserem Publikum junge, aufstrebende Talente im Rahmen eines 90-minütigen Klavierabends. Während der Meisterkurse treffen sich zehn internationale Pianist:innen in der Musikschule Krefeld, um dort mit renommierten Professor:innen für eine Woche zu musizieren. Die Meisterkurse sind kostenfrei und werden von einem Eröffnungskonzert der oder des Dozierenden und dem Abschlusskonzert eingerahmt.

Ihre Zusammenarbeit mit der Musikschule der Stadt Krefeld besteht bereits seit einigen Jahren. Welches sind die wichtigsten gemeinsamen Projekte?

Die Meisterkurse und die KAWAI Konzerte sind ein zentraler Teil unserer Talentförderung und wären ohne die großartigen Möglichkeiten in der Musikschule Krefeld so nicht umsetzbar. Sie stellt mit dem Helmut-Mönkemeyer-Saal nicht nur eine hervorragende Spielstätte für Konzerte und Kurse zur Verfügung, sondern bietet zusätzlich allen Pianist:innen während der einwöchigen Meisterkurse die Möglichkeit zum ganztätigen Üben. Dies ist bei internationalen Meisterkursen nicht selbstverständlich und verhilft KAWAI, der Musikschule und dem Standort Krefeld zu einem hervorragenden Ansehen.

Mit dem Klaviergruppenunterricht an Grundschulen erfüllt sich die Musikschule Krefeld einen Herzenswunsch. Ermöglicht wurde dies auch durch den Klavierproduzenten Kawai.

Mit der Unterstützung von KAWAI konnte im Sommer dieses Jahres der Klaviergruppenunterricht an Grundschulen begonnen werden – eine Herzensangelegenheit der Musikschule. Was war für Sie ausschlaggebend, sich gerade hier zu engagieren?

Eines unserer Ziele ist es, die Begeisterung für das Klavierspielen, besonders bei jungen Menschen, zu wecken. Nicht alle werden berühmte Konzertpianist:innen, aber für viele Kinder stellt die Nähe zur Musik eine enorme Bereicherung des täglichen Lebens dar. Durch den Gruppenunterricht wird gleichzeitig der soziale Aspekt gefördert, vielen fällt das Lernen in der Gruppe leichter, und es ergeben sich Freundschaften, oft für ein ganzes Leben. Zusammen mit der Musikschule möchten wir diese Ziele erreichen, denn KAWAI steht nicht nur für hochwertige Tasteninstrumente, sondern auch für ein starkes soziales Engagement weltweit. 

KAWAI Europa GmbH
Europark Fichtenhain A 15, 47807 Krefeld
www.kawai.de

Über den/die Autor/in: Christine Lauter

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Tags: , , , , , , 0 Kommentare on Musikschule macht SchuleVeröffentlicht am: 5. November 2021Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 20231257 WörterGesamte Aufrufe: 510Tägliche Aufrufe: 26,6 Minuten Lesezeit

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