Dass die Stadt Krefeld einst bekannt war für ihre „Seidenbarone“, ist vielen bewusst. Dünner wird das Wissen, wenn man die Geschichte an konkreten Orten und Plätzen festmachen will. Gegen solche Geschichtsvergessenheit gibt es allerdings ein Mittel: Geocaching mit dem Haus der Seidenkultur.

„Krefeld – Stadt wie Samt und Seide“ – diesen Slogan dürften die meisten schon einmal gehört haben. Dass die Stadt Krefeld einst bekannt war für ihre „Seidenbarone“ und die edlen Textilien ihren früheren Wohlstand begründeten, ist auch vielen bewusst. Dünner wird das Wissen, wenn man die Geschichte an konkreten Orten und Plätzen festmachen will – und das gilt nicht nur für die jüngere Generation. Gegen solche Geschichtsvergessenheit gibt es allerdings ein Mittel: Man kann sich auf eine elektronische Schnitzeljagd entlang der seidenen Pfade begeben, aus denen unsere Stadt gewebt wurde.

Ein wichtiger Platz textiler Heimatgeschichte ist das „Haus der Seidenkultur“, dass vor 20 Jahren in den Räumen der ehemaligen „Paramenten-weberei Hubert Gotzes“ an der Luisenstraße entstand. Zum Glück war es dem letzten Eigentümer Erwin Maus wichtig, seine Weberei mit ihrem authentischen Websaal und acht Jacquard-Handwebstühlen der Nachwelt zu erhalten. So konnte der heutige Träger, der „Förderverein Haus der Seidenkultur“, das einmalige Denkmal mit Hilfe der Kulturstiftung NRW und der Sparkassenstiftung Krefeld in ein Museum umwandeln. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitglieder des Fördervereins präsen­- tieren die Geschichte des Hauses seit Jahren – im wahrsten Sinne des Wortes – lebendig. Dazu tragen unter anderem Weber und Patroneure bei, die im Websaal demonstrieren, wie einst bei Hubert Gotzes gearbeitet wurde.

Die aktuelle Corona-Pandemie gab den Anlass, die Krefelder Seidenkultur jetzt auch auf ganz andere Art zu präsentieren. So begann man im Sommer, die Vernissage zur neuen Ausstellung „Purpurschnecke und Färberwaid“ per Livestream zu übertragen, um die Corona-bedingte Teilnehmerbegrenzung zu umgehen. „Und die Aktion war ein voller Erfolg“, freut sich HDS-Pressesprecher Dieter Brenner. „Wir hatten auf Anhieb über 800 Zuschauer. So viele waren bei einer normalen Vernissage nie bei uns.“ Inspiriert durch dieses Pilotprojekt, traute sich der Förderverein an ein weiteres Thema heran – das digitale Geocaching. Unter dem Titel „Stadtspaziergang auf seidenen Pfaden“ hatte das Museum bereits einen Film produziert und auf DVD herausgebracht. Darin steigt der historische Seidenweber Meister Ponzelaer von seinem Denkmalsockel hinab und begibt sich mit seinem „Spuljungen“ auf eine Tour zu Innenstadtorten mit Bezug zu Krefelds textiler Geschichte. Die Tour beginnt am Hauptbahnhof und führt unter anderem zum Puppenbrunnen auf dem Südwall, zum Schwanenmarkt, zur Mennonitenkirche und dem historischen Rathaus, das früher das Stadtpalais der Familie von der Leyen war. Was lag näher, als daraus eine elektronische Schnitzeljagd zu machen?

Um Krefelds Seidenpfade in die Welt des Geocaching zu übertragen, benötigte man fachkundige Unterstützung. Die fand das Haus der Seidenkultur bei dem Krefelder Gartenbauunternehmer Volker Vander, der sich privat gerne in der Welt der Labs und Logs bewegt. Auf diese Weise wurden aus den historischen Seidenorten sogenannte Adventure Labs – virtuelle Punkte, die über einen zentralen „Mystery Cache“ angesteuert werden können. Wer über ein GPS-Gerät oder ein Smartphone verfügt und sich die passende App installiert, kann sich damit seit dem 24. Oktober auf die „seidenen Pfade“ begeben. Befindet sich der Geocacher nahe genug an den Koordinaten eines Labs, wird der für ihn als „geloggt“ markiert, und es wird ein Film zum jeweiligen historischen Thema abgespielt. Wer alle Punkte des Stadtspaziergangs auf seidenen Pfaden besucht hat, muss am Ende das Logbuch signieren und dies per Selfie verewigen. Als Bonus erhalten die fleißigen Cacher in der Seiden-Boutique an der Luisenstraße einen echten Seidenkokon. 

Dank Volker Vander können Geochacher jetzt auf seidenen Pfaden wandern

Und auch das zweite digitale Experiment des Hauses der Seidenkultur fand sofort große Nachfrage. „Wir waren wirklich erfreut, wie viele Geocacher sich schon auf die Seidenpfade begeben haben“, erklärt Dieter Brenner. „Auf geocaching.com findet sich bereits eine lange Liste von Leuten, die auf unserer Route durch die Krefelder Innenstadt gelaufen sind, und wir haben dazu viele positive Kommentare bekommen: Viele freuen sich über den interessanten Spaziergang oder finden die Tour eine schöne Idee. Ein Nutzer schrieb sogar, dass er erst durch unsere Tour entdeckt hat, dass es auch in der Krefelder Innenstadt richtig nette Ecken gibt. Was wollen wir mehr? Besser kann Werbung für unser Krefeld gar nicht laufen.“ Das Gute am Geocaching sei, dass hier eine ganz andere Zielgruppe angesprochen werde, ergänzt Volker Vander. „Die Nutzer sind oft junge Leute, die sonst nie einen Fuß in das Museum an der Luisenstraße gesetzt hätten.“

Ein zusätzliches Plus für Dieter Brenner und sein Team ist, dass Geocaching auch während des Lockdowns problemlos möglich ist. „Man bewegt sich an der frischen Luft und kann die Tour auch in kleinen Gruppen machen“, betont er. „Die virtuellen Seidenpfade eignen sich hervorragend für Familien oder kleine Freundesgruppen. Auch Schulen haben schon Interesse an dem Thema gezeigt.

Haus der Seidenkultur
Luisenstraße 15, 47799 Krefeld
www.seidenkultur.de
Öffnungszeiten Seiden-Boutique: Mi, Do, Fr 15-18 Uhr, So 13-17 Uhr

Geocaching: Auf www.geocaching.com registrieren. Dann nach „Mystery Cache“ „Stadtspaziergang auf seidenen Pfaden“ in der Krefelder Innenstadt suchen

Über den/die Autor/in: Michael Otterbein

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Tags: , , 0 Kommentare on Auf seidenen Pfaden – Haus der Seidenkultur auf digitaler ErfolgsspurVeröffentlicht am: 23. November 2020Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023817 WörterGesamte Aufrufe: 385Tägliche Aufrufe: 14,2 Minuten Lesezeit

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