Sie ist denkbar simpel und gehört doch zu den beliebtesten Mittagsgerichten der Deutschen: die Currywurst. Auch in Krefeld hat der Kantinenklassiker Kultstatus. Und für die meisten hier kann es nur eine geben: Die gute Rote. Seit 60 Jahren kann man sie inzwischen kaufen. Bei „Bläsen’s Imbiss“ an der Oppumer Straße.

Sie ist denkbar simpel und gehört doch zu den beliebtesten Mittagsgerichten der Deutschen: die Currywurst. Auch in Krefeld hat der Kantinen­klassiker, der, je nachdem, wen man fragt, entweder in Hamburg oder Berlin seinen Ursprung hat, Kultstatus. Und für die meisten hier kann es nur eine geben: Die „gute Rote“.

Seit sechs Jahrzenten kann man sie inzwischen kaufen. Bei „Bläsen’s Imbiss“ an der Oppumer Straße. In einem schlichten beigen Verkaufswagen, den nur ein einfaches Schild mit fröhlich lachender Wurst und dem einprägsamen Namen darauf als solchen erkenntlich macht, wird die Krefelder Spezialwurst zubereitet. Hinter dem Windfang ist es warm, es duftet nach Pommes und Schaschlik. Wer Glück hat, ergattert einen der wenigen Sitzplätze direkt vor der Theke. Ansonsten wird im Stehen, im Auto oder zu Hause gegessen.

Ein Publikumsliebling seit 60 Jahren
Hinter dem Tresen stehen Rainer und Agnes, die montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr hungrige Bäuche mit hausgemachten Imbiss-Spezialitäten füllen. „Die Dame da, die hat das hier vor 60 Jahren gegründet: Die Frau Bläsen ist mittlerweile 90 und hat bis Anfang des Jahres noch selbst mit hier im Laden gestanden“, erzählt Rainer und deutet auf ein altes Schwarz-Weiß-Bild zu seiner Linken. Heute sei „Die gute Rote“ der älteste Imbiss Krefelds. Margot Bläsen genießt nach wie vor eine Art Kultstatus bei ihren Kunden. Dabei hat sich die kamerascheue Krefelderin nie großartig in den Medien präsentiert. Das Bild an der Wand sei eine Ausnahme, schmunzelt Rainer. „Deswegen guckt sie wahrscheinlich auch etwas grimmig. Frau Bläsen hat nie Trubel um sich selbst gemacht und wollte nicht in irgendwelchen Zeitungen erscheinen. Sie ist aber eine sehr unterhaltsame Frau – so ‘ne echte Krefelder Schnauze.“

Da Margot Bläsen auch ein Schaustellergeschäft mit Bierzelt und Tanzzelt besaß, konnte sie ihren Imbisswagen bei Bedarf neu ausstatten oder gar ganz ersetzen. Das aktuelle Zuhause der guten Roten war früher eine Schießbude. Als Bläsen Ende der 90er Unterstützung suchte, fing Agnes als Aushilfe bei ihr an und bekam nach drei Jahren unerwartet das Angebot, Die gute Rote zu übernehmen. Verändert haben Agnes und Rainer seither nichts. „Wir haben das hier im Großen und Ganzen so weitergeführt, weil wir den alten Flair erhalten wollen. Nur die Frikadellen haben wir vor sechs Jahren mit dazu genommen“, erzählt Rainer. Auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit agiert das Paar ganz im Sinne der Gründerin. „Wir machen Werbung damit, dass wir keine Werbung machen. Und es funktioniert trotzdem. Viele Kunden kamen schon als Lehrlinge hierhin; die kennen diesen Wagen noch so, wie er heute ist. Manche unserer Stammkunden sind jetzt 80, 85 Jahre alt – die haben ihr ganzes Berufsleben hier verbracht.“ Entsprechend werden viele Gäste mit Namen begrüßt. Einige von ihnen wissen sogar auswendig, wann sie zum ersten Mal eine „Rote“ genossen haben. „Seit 1969 komme ich hierher – da bin ich gegenüber eingezogen“, heißt es, oder: „Ich bin seit 25 Jahren jeden Tag hier!“

Obwohl der Imbiss besonders am Wochenende gute Umsätze einfahren könnte, gibt es die Kultwurst nur an Werktagen zu kaufen. Auch da lassen sich Rainer und Agnes nicht vom gewohnten Weg abbringen. Obwohl die Gäste des „Bermudadreiecks2 sicher für großen Absatz sorgen würden – zumindest in Nicht-Corona-Zeiten. „Die Betreiber der Clubs haben uns schon angesprochen, ob wir nicht am Wochenende nachts öffnen könnten. Aber wir wollen nichts verändern. Und ein bisschen Freizeit muss man ja auch haben“, findet Rainer.

Ein Geheimrezept mit Suchtpotenzial
Aber was ist das für eine Wurst, die manch einen tagtäglich zur Oppumer Straße zieht und die Betreiber sogar zwingt, ein Schild aufzuhängen, auf dem darum gebeten wird, nicht in zweiter Reihe zu parken? Viel kann und möchte das Ehepaar nicht verraten. Nur so viel: Die Gute Rote ist das Spezialprodukt einer Traditionsmetzgerei aus Aldekerk – seit jeher nach dem gleichen Geheimrezept hergestellt und nur hier an der Oppumer Straße 11 erhältlich. Ebenso hält es sich mit der aromatischen Gewürz-Tomatensoße. Anders als herkömmliche Currywürste, die hierzulande im Regelfall mit normaler Bratwurst gemacht werden, fällt Die gute Rote durch einen intensiveren, würzigeren Geschmack, der an Mettwurst erinnert, und eine etwas bissfestere Konsistenz auf. Und das funktioniert geschmacklich hervorragend.
„Hasse schon ma jehört, dat et nich jeschmeckt hat?“, fragt ein vergnügt kauender Kunde fröhlich. Rainer schüttelt den Kopf. Es möge eingebildet klingen, aber eine schlechte Rückmeldung habe es noch nie gegeben. Das liege auch daran, dass die Betreiber alle Speisen selbst herstellen. Fertigprodukte verkaufen könne schließlich jeder.

Egal, wo nun das „Ursprungsmodell“ der Currywurst erfunden wurde: „Die gute Rote“ ist ein Original für sich. Und die gibt es garantiert nur bei uns in Krefeld.

Die gute Rote – Bläsen Imbiss
Oppumer Straße 9, 47799 Krefeld
Öffnungszeiten: Mo – Fr 11 – 19 Uhr
Tel.: 01575 – 0483588

Über den/die Autor/in: Esther Jansen

Einen Kommentar hinterlassen

Dazugehörige Tags

0 Kommentare on Krefelder Kult-Imbiss: Die gute RoteVeröffentlicht am: 12. Oktober 2020Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023823 WörterGesamte Aufrufe: 793Tägliche Aufrufe: 14,3 Minuten Lesezeit

Ähnliche Beiträge

Unsere aktuelle Ausgabe online lesen

Du möchtest das kredo-Magazin lesen, aber es muss nicht die Print-Version sein? Hier kannst Du Dir die neueste Ausgabe als PDF im Ganzen ansehen und kostenfrei herunterladen.

Teile diese Story

Wir kennen KrefeldWir glauben an KrefeldUNSER KREDO – KREFELD AUS ÜBERZEUGUNG

Titel

Nach oben